Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Henriette Reker kamen vom 06. bis zum 08. Juni 2019, rund 700 Tafel-Aktive aus ganz Deutschland in Köln zu ihrer Mitgliederversammlung zusammen.
Das Treffen stand ganz im Zeichen der Zukunft der Tafeln: Auf der Mitglieder-versammlung wählten die Vertreterinnen und Vertreter der 947 deutschen Tafeln einen neuen 5-köpfigen Vorstand für die nächsten vier Jahre. Der bisherige Vorsitzende Jochen Brühl (53) kandidiert für eine dritte Amtszeit und wurde mit 94% für weitere 4 Jahre gewählt.
Außerdem berieten die Delegierten über eine Zukunftsstrategie für die Ehrenamtsbewegung. „Wir befinden uns mitten in einem Transformationsprozess, der sowohl die konkrete Arbeit der Tafeln vor Ort als auch unser Wirken in der Gesellschaft umfasst. Wir sind eine der größten sozial-ökologischen Bewegungen in Deutschland und wirken an den beiden existenziellen Fragen unserer Zeit – Klima und Soziales – ohne sie gegeneinander auszuspielen oder zu gewichten. Wir wollen nicht länger das Abstellgleis der Gesellschaft sein, sondern ernstgenommen werden als ein lebendiges Modell dafür, wie eine Gemeinschaft mit mehr Gerechtigkeit, Solidarität und ökologischem Bewusstsein gelebt werden kann. Die Umverteilung, die wir bei den Tafeln praktizieren, muss sich endlich auch in der politischen Debatte wiederfinden, denn es zeigt sich doch, dass sowohl die Klimafrage als auch die sozialen Ungleichheiten nur mit echten Visionen eines Zusammenlebens beantwortet werden können. Neben den Klimazielen fordern wir deshalb verbindliche Ziele zur Bekämpfung von Armut“, sagt der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Jochen Brühl.
Die Tafeln retten jährlich rund 264.000 Tonnen Lebensmittel vor der Vernichtung und leisten damit aktiven Klimaschutz. Verschwendet werden in Deutschland trotzdem rund 18 Mio. Tonnen Lebensmittel im Jahr. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Tafel-Nutzerinnen und -Nutzer seit 2007 verdoppelt, auf derzeit rund 1,5 Millionen Menschen.
„Diese Zahlen sind eine erbärmliche Bilanz und ein moralischer Skandal für Deutschland. Die Politik muss den Gegensatz der unfassbaren Verschwendung einerseits und des Mangels und der Armut andererseits nachhaltig auflösen. Die Zeit der kleinen Schritte ist vorbei – das zeigen uns die aktuellen politischen Entwicklungen und die jungen Menschen, die sich endlich Gehör verschaffen konnten“, so Jochen Brühl.
Die Tafeln haben ihr Angebot in den letzten Jahren bedarfsgerecht erweitert und gemeinsam mit starken Partnern eine Vielzahl von nachhaltig wirksamen Projekten umgesetzt. Sie fördern Ernährungsbildung und Wertschätzung von Lebensmitteln ebenso wie sie Perspektiven für Armutsbetroffene auf ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen sollen.
Öffentlicher Höhepunkt des dreitägigen Bundestafeltreffens der deutschen Tafeln war am Samstag eine rund 100 Meter lange Tafel auf dem Kölner Heumarkt sein. Die Tafeln setzten damit ein Zeichen für mehr Mitmenschlichkeit und Solidarität in der Gesellschaft und bringen Tafel-Aktive, Kundinnen und Kunden sowie Spender, Unterstützer und Besucherinnen und Besucher zu Kölschen Spezialitäten und Gesprächen an einem Tisch zusammen. Als langjährige Partner der deutschen Tafeln übergaben die Kölner Unternehmen REWE und Penny der gastgebenden Tafel Köln 23 Tonnen lang haltbare Lebensmittel als Spende. (Bild: Pixabay)