Dankbar, dass es diese Hilfe gibt
Linda Can ist einer der fast 3200 Menschen, die von der Tafel Gießen unterstützt werden. Die 60-Jährige ist seit etwas mehr als einem Jahr Nutzerin der Tafel und erhält aufgrund ihrer deutlich eingeschränkten Mobilität eine Kiste Lebensmittel einmal in der Woche frei Haus geliefert. Linda Can, die sich nicht schämt, offen über ihre soziale Not zu sprechen – „das kann jeder wissen“ – ist über eine Reportage im Fernsehen auf die Tafel aufmerksam geworden. Ein Anruf bei der Diakonie folgte und nach Einreichung der erforderlichen Unterlagen die Zusage, künftig einmal pro Woche mit Lebensmitteln beliefert zu werden.
„Viele dieser Lebensmittel könnte ich mir gar nicht leisten“, bekennt Linda Can und meint dabei vor allem frisches Obst und Gemüse, für das das schmale Budget, dass ihr nach Abzug der Kosten für Heizung, Strom, Versicherungen und Zuzahlungen für Medikamente noch übrig bleibt, nicht mehr reicht. 476 Euro EU-Rente und 85 Euro Grundsicherung stehen der Frührentnerin Linda Can monatlich zur Verfügung. „Viel bleibt da nicht übrig, obwohl ich wirklich nicht anspruchsvoll bin“, sagt sie. Nach Fußamputation infolge einer Sepsis vor sieben Jahren, einem Herzinfarkt und einem Bandscheibenvorfall sitzt die Diabetikerin Linda Can überwiegend im Rollstuhl, ist zu 90 Prozent schwerbehindert.
Trotz der vielen nicht nur gesundheitlichen Schicksalsschläge in ihrem Leben hat die 60-Jährige ihren Optimismus nicht verloren. „Hallo ihr Lieben, wie geht es euch“, so begrüßt die gebürtige Herbornerin jede Woche die ehrenamtlichen Helfer des Bringdienstes beim Anliefern der Ware und freut sich über die Vielfalt an Lebensmitteln. „Vieles kann ich vorkochen und habe dadurch einen abwechslungsreichen Speiseplan“, zeigt Linda Can stolz auf ihr gut gefülltes Gefrierfach im Kühlschrank. „Und wenn mal etwas in der Kiste ist, was ich nicht essen kann oder darf, dann gebe ich es meinen Nachbarn im Haus weiter.“
Gibt es auch Verbesserungsvorschläge? Bei dieser Frage zögert Linda Can lange, die immer wieder betont, wie dankbar sie für die Hilfe der Tafel Gießen und den Einsatz der Ehrenamtlichen ist. Um dann ganz leise zu sagen: „Ab und zu Getränke, mal einen Saft oder etwas Ähnliches, das wäre schön.“