Constanze Lemp

Constanze Lemp – Tafel-Unterstützerin in der 2. Generation

Sie hat Lebensmitteleinzelhandel, Kundenorientierung, Qualitätsmanagement und Stichworte wie Vorrang für regionale Produkte mit der Muttermilch aufgesogen. Die Heuchelheimerin Constanze Lemp ist von Kindesbeinen an in den Rewe-Märkten ihres Heimatortes und in Kleinlinden aufgewachsen, hat früh bei den ursprünglich von ihrem Vater, dem „Rewe-Schorsch“ Georg Lemp geführten Märkten geholfen. Hat sich Taschengeld verdient im elterlichen Einkaufsmarkt, den Führerschein zusammengespart. Seit einem Jahr führt die verheiratete 34-jährige Mutter einer Tochter nach dem Eintritt des Vaters in den Ruhestand die beiden Märkte in Heuchelheim und Kleinlinden als selbstständige Kauffrau.

Wobei – ganz so gradlinig und selbstverständlich, wie es dein Eindruck machen könnte, verlief ihr beruflicher Werdegang dann doch nicht. Nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium der Gießener Friedrich-Feld-Schule studierte Constanze zunächst in Frankfurt Betriebswirtschaftslehre, bestand das Bachelor-Examen und suchte ihre berufliche Erfüllung in einer Steuerberatungskanzlei. Aber ganz tief in ihr schlug das Herz immer weiter für das Familienunternehmen, für den Einzelhandel, für die Lebensmittelmärkte ihres Vaters. Vor sieben Jahren verschlechterte sich dann der Gesundheitszustand des Vaters und Constanze musste nicht lange überlegen: Sie ging zurück zu den Wurzeln, durchlief eine Reihe von Rewe internen Schulungen, die sie fit machten für den Job als Marktleiterin und in die Selbstständigkeit. Am Silvestertag 2019 hob Vater Schorsch dann das Sektglas auf seinen Ruhestand und ihren Sprung in die Verantwortung. Es blieb aber keine Zeit, sich langsam zu gewöhnen, einzuarbeiten, das Schwimmen in der Selbstständigkeit langsam zu lernen. Wo andere erst den Frei-, dann den Fahrtenschwimmer anstreben, wurde Constanze Lemp gleich mit der DLRG-Prüfung konfrontiert.

Von jetzt auf gleich musste sie sich mit den bis dahin völlig unbekannten Herausforderungen rund um das Corona-Virus auseinandersetzen, trägt seither Sorge für die Gesundheit wie das Ausbalancieren der Belastung für 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hat diesen Schritt aber nie bereut. Verlassen kann sich Constanze dabei auf ihre Schwester Frederike und ihren Ehemann Michael. Frederike gab für das Familienunternehmen den sicheren Job bei der Volksbank Heuchelheim auf, unterstützt Constanze in der Personalverwaltung. Ehemann Michael legte Pinsel und Farbrolle als Maler und Lackierer zur Seite und arbeitete sich schnell in das für ihn komplett neue Tätigkeitsfeld ein. „Auf die Familie kann ich mich zu 1000 Prozent verlassen. Das gibt mit viel Sicherheit und Ruhe“, weiß die auch im Heuchelheimer Fasching Engagierte, dass Blut eben doch ein besonderer Saft ist.

Die Unterstützung der Tafel Gießen hat Constanze Lemp von Vater Schorsch übernommen. Der gehört wie viele andere Lebensmittelmärkte der Region seit der Stunde Null vor mehr als 15 Jahren zu den Lieferanten der Tafel Gießen. „Die Tafel Gießen bietet eine hervorragende Lösung der Aufgabe, möglichst viele Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten und damit Bedürftige zu unterstützen. Die Qualitätsanforderungen der Kundschaft sind nun einmal so, dass auch kleinere optische Mängel nicht akzeptiert werden.“ So freut sich Jungunternehmerin Constanze Lemp, der Tafel Woche für Woche Obst, Gemüse, verpackte Wurst und Käse, Joghurt und andere Lebensmittel zur Verfügung stellen zu können. Alles einwandfrei, aber von der Kundschaft nicht mehr akzeptiert. Und weil Constanze Lemp nicht nur den Einzelhandel, sondern auch die Zusammenarbeit mit der Tafel Gießen beinahe mit der Muttermilch aufgesogen hat, scheint es keinen Grund zu geben, warum diese für beide Seiten gewinnbringende Kooperation nicht auch in den kommenden 15 Jahren weiter bestehen sollte. (Fotos: Peter Hillgärtner)