Anna Conrad, Organisationsleiterin der Tafel Gießen, und Holger Claes, Leiter der Diakonie Gießen, Trägerin der Tafelarbeit, haben Sorgen. Das sieht man ihnen an, das hört man, wenn sie über die aktuelle Lage an der Tafel Gießen sprechen. Seit Beginn der Corona-Pandemie musste Anna Conrad sich, die ehrenamtlich Mitarbeitenden und die Nutzerinnen und Nutzer immer wieder auf neue Situationen und Herausforderungen einstellen. Nur dank des großartigen Zusammenhalts innerhalb des Tafel-Teams sowie der Unterstützung einiger größerer und kleinerer Sponsoren konnte das zurückliegende Kalenderjahr ohne finanzielles Defizit und ohne enttäuschte Kunden beim Blick in ihren Warenkorb gemeistert werden.

Nun glaubten alle nach dem kräftezehrenden Winter an ein etwas entspannteres Frühjahr. Doch der Krieg gegen die ukrainische Bevölkerung bringt direkt wie indirekt, kurzfristig wie mittelfristig ganz neue Herausforderungen für die Tafel Gießen. Aktuell wissen Holger Claes und Anna Conrad noch nicht, wie die Tafel Gießen das stemmen kann. So war bereits zum Ende des vergangenen Jahres feststellbar, dass viele Kleinspender fehlten. Sei es, weil diese Geld an andere wichtige Unterstützungsprojekte spendeten, wie an die Flutopfer im Ahrtal. Sei es, weil runde Geburtstage, silberne Hochzeiten und andere Feste coronabedingt ausfielen, anlässlich derer immer mal statt um Geschenke um eine Spende für die Tafel Gießen gebeten wird. Sei es, weil einige schon den Preisdruck der steigenden Inflation spürten. Im Bereich der Kleinspenden musste deshalb in 2021 schon ein merklicher Rückgang verzeichnet werden.

Und nun bringt der Krieg in der Ukraine an mehreren Stellen komplett neue Probleme für die Tafel Gießen mit sich. Der durch die Decke gehende Benzinpreis, die weiteren Steigerungen im Energiekostenbereich schlagen auf der Kostenseite ein massives Loch in die Kasse. Und gleichzeitig benötigen immer mehr Menschen die Unterstützung der Tafel Gießen. Viele Flüchtlinge aus der Ukraine sind schon in Gießen angekommen, finden ersten Unterschlupf bei Verwandten, die häufig selbst Tafel-Nutzende sind. Aber Anna Conrad sind die Hände gebunden, denn sie kann die Geflüchteten lediglich in die Warteschlange der Tafel-Interesssenten aufnehmen: „In den letzten Tagen sind Familien von Geflüchteten aus der Ukraine auf uns zugekommen und haben um Unterstützung gebeten. Sie benötigen Hilfe bei der Versorgung der Geflüchteten während ihres Aufenthalts in Gießen in Form von Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Für uns ist klar, dass wir ihnen natürlich sehr gerne mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln schnell und unkompliziert helfen möchten. In Zeiten steigender Lebensmittelpreise wird es für mehr und mehr Menschen schwer, eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu erhalten, Kriege und Krisen verschlimmern dies enorm. Aktuell wird es für uns immer schwieriger, unseren regulären Tafel-Nutzern in der Woche genügend Lebensmittel anzubieten. Wir werden deswegen unser Bestes geben, die ukrainischen Geflüchteten, die hier in Gießen z. B. bei Familienmitgliedern und Freunden untergekommen sind, mit extra gepackten Notfalltüten zu unterstützen. Leider können wir die Geflüchteten nicht als reguläre Tafel-Nutzer aufnehmen, weil uns einfach die Ware fehlt.“

Um diese überaus angespannte Situation der Tafel Gießen zu meistern, bitten Holger Claes und Anna Conrad dringend um Sach- wie auch um Geldspenden und langfristige Unterstützung der Tafel-Arbeit. Holger Claes macht deutlich: „Wir wollen helfen, gerade zur Ankunft in unserer Region, wenn die vor dem Krieg Geflüchteten in dieser für sie fremden Umgebung hoffentlich Ruhe finden können, es aber dauert, bis Entscheidungen – auch zu Sozialleistungen – getroffen sind. Danke an alle, die uns dabei Unterstützung geben.“ Ansprechpartnerin für Fragen und Unterstützungsangebote ist Anna Conrad, Telefon 0170-4713674, E-Mail anna.conrad@diakonie-giessen.de. Das Spendenkonto der Tafel lautet: Diakonisches Werk Gießen, IBAN DE58 5135 0025 0200 5135 08, Verwendungszweck: Spende Tafel Gießen.